Liebe Leserin, lieber Leser, ich bin nun seit 2013 nebenberuflich selbstständig und aktuell in einer Übergangsphase zu 100% selbstständig zu arbeiten.
Ich habe mich, insbesondere in dem letzten Jahr, viel mit anderen Selbstständigen ausgetauscht und dabei ist mir ein Risiko der Selbstständigkeit bewusst geworden, dass viele Neugründer gar nicht so auf dem Schirm haben…
… und was zudem noch wunderbar zu diesem Blog hier passt. Darüber möchte ich in diesem Beitrag gern bloggen.
Neben dem Aufzeigen dieses unterschätzten Risikos möchte ich auch ein paar Gedanken mit Dir teilen, wie Du diese Gefahr reduzieren kannst.
Ich freue mich über einen regen Austausch in den Kommentaren, ich bin sehr gespannt, wie Du das siehst und wenn Du selbst selbstständig bist, welche Erfahrungen Du damit gemacht hast. Ein Blog lebt von Interaktionen.
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Mein Anspruch: Ich empfehle und bewerte nur Produkte, Anbieter oder Dienstleistungen, die ich inhaltlich und fachlich beurteilen und empfehlen kann. Eingeschränkte oder individuelle Empfehlungen werden dabei zusätzlich erläutert.
Vielen Dank für Deine Unterstützung! 💙
Inhalt des Artikels
Das unterschätzte Risiko einer Selbstständigkeit
Vielleicht hast Du auch schon einmal darüber nachgedacht dich selbstständig zu machen und dich dabei sicher (bzw. hoffentlich) auch schon einmal mit möglichen Risiken beschäftigt. Und was ist Dir da in den Sinn gekommen? Sicher waren auch diese zwei Klassiker dabei:
- Die Angst, den festen Job aufzugeben und dann zu scheitern. Und klar, da müssen wir ehrlich sein, das kann wirklich passieren. Du kündigst und machst Dich selbstständig, deine Unternehmung scheitert ziemlich schnell, dann wirst Du Dir wahrscheinlich einen komplett neuen Job suchen müssen, denn deinen alten Arbeitsplatz hat jetzt ein anderer.
- Du verlierst Geld. Du musst vielleicht zu Beginn in der Gründungsphase relativ viel Geld investieren und dabei besteht definitiv das Risiko, dass dieses Geld weg ist. Im schlimmsten Fall auch ein erheblicher Teil deines Privatvermögens, wenn Du dafür gehaftet hast. Das kann definitiv passieren und man sollte dieses Szenario einmal durchspielen, das finde ich sehr wichtig. Auf der anderen Seite gibt es, gerade im Internet, auch viele Möglichkeiten sich mit geringem Startkapital selbstständig zu machen. Bei der Wahl einer geeigneten Unternehmensform kann man außerdem sein Privatvermögen schützen, sodass sich der Verlust auf die eingesetzten Investitionen beschränkt. Dennoch besteht dieses Risiko – ganz klar!
Ich denke, diese Risiken sind jedem bewusst und auch kein großes Geheimnis. Man kann stundenlang darüber philosophieren, ob ein Angestellten-Verhältnis weniger oder nur andere Risiken birgt, darum soll es hier aber gar nicht gehen. Sondern betrachten wir einmal ganz vereinfacht die Szenarien, die eintreten können.
Risiko Selbstständigkeit: Szenario 1
Es läuft sehr gut. Sicher war der Anfang etwas schwierig aber nach 5 Jahren verdienst Du deutlich mehr als in deinem vorherigen Job. Du kannst Dir aufgrund Deines guten Verdienstes auch ein finanzielles Polster zulegen, dass dich auch mal durch Krisenzeiten bringt und Dir parallel ein Vermögen ansparen. Also finanziell betrachtet hat sich die Selbstständigkeit gelohnt.
Risiko Selbstständigkeit: Szenario 2
Ist genau das Gegenteil. Du bist sehr euphorisch gestartet und hast viel Zeit und Geld investiert und musstest am Ende aber relativ schnell feststellen, dass es finanziell nicht passt. Vielleicht gab es sogar einen harten Schnitt, durch eine Insolvenz o.ä.. Das kann passieren, das sollte jedem klar sein.
Aber das ist meiner Meinung nach, eben gar nicht das größte Risiko.
💡 Das unbeachtete finanzielle Risiko einer Selbstständigkeit
Ich habe in Gesprächen mit anderen und auch in kritischen Analysen mit meinen eigenen Zahlen festgestellt, dass die größte Gefahr in einem ganz anderen Szenario zu finden ist:
Risiko Selbstständigkeit: Szenario 3
Du machst Dich selbstständig, weil Du mehr willst im Leben (auch finanziell). Du gibst Deinen festen Job auf, dort hast Du sagen wir vielleicht 3.000€ Brutto im Monat verdient. Jetzt machst Du Dich selbstständig, arbeitest viel und schlägst Dich so durch. Klar die ersten Jahre sind schwer, dass weißt Du und das bestätigen auch andere (erfolgreiche) Unternehmer und Selbstständige. Dein Einkommen liegt nach 3 Jahren bei ca. 2.000€ im Monat (Gewinn vor Steuern). Okay, das ist weniger als im alten Job, dafür machst Du etwas was Dir Spaß macht und hast ja auch das Potential mehr zu verdienen. Schon mal super!
Nach fünf Jahren ziehst Du wieder Bilanz und dein Einkommen liegt jetzt bei durchschnittlich 3.000 € (Gewinn vor Steuern) im Monat. Und Du erschreckst Dich, denn Du hattest eigentlich das Gefühl, dass es besser läuft. Denn im letzten Monat hast Du doch über 8.000€ verdient. Ja das stimmt, aber es gab auch ein Quartal, das überhaupt nicht lief und im Schnitt sind es eben gerade so 3.000€. Wahrscheinlich würdest Du in deinem alten Job mittlerweile sogar mehr verdienen, denkst Du!
Und genau das ist das Problem. Und ich meine nicht, dass Du im alten Job durch Gehaltserhöhungen nun mehr verdienen würdest, sondern generell den Zustand, dass Du zwar von deiner Selbstständigkeit leben kannst, es aber in keinem Verhältnis zu deinem Risiko steht.
…und das ist ein persönliches Dilemma und eine finanzielle Zeitbombe.
Klar Netto hast Du ungefähr das Gleiche wie im alten Job, nur, dass Du höchstwahrscheinlich sehr viel mehr arbeitest. Aber bei einem solchen Einkommen kannst Du kaum etwas zur Seite legen, weder privat noch als Rücklage für die Firma und genau das ist Problem. Du bist nicht abgesichert, wenn Du krank bist oder mal 2 Wochen mit der Familie in den Urlaub fährst verdienst Du kein Geld als klassischer Selbstständiger. Du hast also, ganz rational und finanziell betrachtet, das gleiche Geld wie im alten Job (im besten Fall) aber eben ein viel höheres Risiko. Du musst womöglich Angestellte bezahlen und hast Fixkosten für Büro, Material und Firmenwagen usw.
Das Dilemma daran: Dir ist das Risiko im Vorfeld aber insbesondere in dem Prozess selbst nicht bewusst. Klar wünschst Du Dir vielleicht, dass es etwas mehr sein könnte auf der anderen Seite kannst du aber auch alles bezahlen, die Rate für Haus, das Auto und den Urlaub mit der Familie usw. Aber gleichzeitig zahlst Du vermutlich nichts in eine Altersvorsorge ein und auch deine noch sehr günstige private Krankenversicherung wird vermutlich nicht so günstig bleiben.
Das wahre Dilemma ist aber, dass Du man aus dieser Situation vermutlich nur sehr schwer herauskommt.
Denn was sind die Alternativen? Du hast Dir was aufgebaut, wovon Du leben kannst. Der Gedanke, dass alles hinzuwerfen und wieder für jemand anderes zu arbeiten ist für Dich (verständlicherweise) sehr weit weg.
Wenn es gut läuft, klar dann ist alles prima. Du verdienst vielleicht das Doppelte oder Dreifache, wie im alten Job. Und auch im zweiten Szenario ist es am Ende klar geregelt. Es läuft nicht, Du musst, ob Du willst oder nicht, dein Gewerbe abmelden. Das ist nicht optimal, ohne Frage… aber verglichen mit dem dritten Szenario vielleicht doch besser.
Spielen wir den Gedanken weiter. Dein Geschäft läuft weiter mäßig und irgendwann musst oder möchtest Du kürzertreten, spätestens dann, wird Dir das hier von mir beschriebene Risiko bewusst. Du hast keine Rentenansprüche, dein Krankenkassenbeitrag ist fast vierstellig und (d)eine Firma selbst, ist doch keine so gute Altersvorsorge, denn niemand kauft sie Dir für einen relevanten Betrag ab, bei deinen mäßigen Zahlen.
Klar Du hast es vielleicht noch ganz gut getroffen, denn Du bist nie insolvent gegangen aber sind mir mal ganz ehrlich, in der Bilanz ist das Verhältnis aus Risiko und Verdienst nicht auf Deiner Seite gewesen. Und ja, es geht nicht nur ums Geld, das ist schon klar.
Und nicht falsch verstehen. Hier geht es ausschließlich um die finanziellen Aspekte, mir ist durchaus bewusst, dass es auch einen riesigen Wert hat 30-40 Jahre etwas selbstbestimmt ausgeübt zu haben, im besten Fall etwas, was Dir jeden Tag großen Spaß gemacht hat.
Aber sind mir auch hier mal ganz ehrlich, wie viel Spaß macht es langfristig sich 30 Jahre durchzubeißen und sich finanziell von Monat zu Monat zu hangeln?
Am Ende muss man hier wohl, fokussiert auf die finanziellen Belange, feststellen, dass es wahrscheinlich besser gewesen wäre, wenn man nach ein paar Jahren eine astreine Insolvenz hingelegt hätte, denn lieber ein finanzielles Ende mit Schrecken, als ein finanzieller Schrecken ohne Ende!
Wie kann man dieses Risiko mindern?
Ich habe hier kein Patentrezept, so vermessen bin ich nicht. Dennoch hierzu 4 Gedanken von mir:
- Ich denke, dass es das aller Wichtigste ist, dass man sich diese Problematik überhaupt bewusst macht. Denn nur, wenn man darum weiß, kann man sich Abwehr- oder Abminderungsstrategien überlegen.
- Man sollte finanzielle Ziele nach bestimmten Zeiträumen festlegen. Wenn man z.B. aus einem festen Job heraus gegründet hat, dann setzt man sich finanzielle Meilensteine. Was möchte ich nach x Jahren im Verhältnis zu meinem aktuellen Gehalt verdienen. Neben den Meilensteinen ist auch ein Mindestverdienst festzulegen, beispielsweise, wenn ich nach 5 Jahren genauso viel oder weniger als im alten Job verdiene, dann stelle ich die ganze Unternehmung auf den Prüfstand. Am besten bespricht man diese Zielmarken und Mindestgrenzen mit seinem Steuerberater oder anderen Unternehmerkollegen, sodass man sich zu einer rationalen Analyse verpflichtet.
- Versuche so schnell wie möglich die Entwicklung vom Selbstständigen zum Unternehmer zu vollziehen, also weniger im, sondern mehr am Unternehmen zu arbeiten. Wenn das finanziell nicht geht, dann ist das ein gutes Indiz dafür, dass die ganze Geschichte finanzielle zu sehr auf Kante genäht ist.
- Starte, wenn möglich, deine Selbstständigkeit nebenberuflich. So kannst Du die finanzielle Durststrecke am Anfang abfedern und wenn Du Dir hier eine Zielmarke festlegst, ab welchem Einkommen aus der Selbstständigkeit Du aus dem Job aussteigen möchtest, minimierst Du Dein Risiko zusätzlich und lernst früh, aufgrund deiner knappen Zeil auch Aufgaben abzugeben.
💡 Mein Fazit
Ich habe dieses Risiko zu Beginn meiner nebenberuflichen Selbstständigkeit nicht auf dem Schirm gehabt ganz ehrlich. Erst im Prozess vor allem durch Gespräche mit anderen ist mir das bewusst geworden. Es gibt doch diese Redensart:
„Zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig.“
Und genau die trifft es auf den Punkt. Das ist für mich das größte Risiko einer Selbstständigkeit, denn leider greift hier die „soziale Hängematte“ erst sehr spät und nimmt Dir vorher auch erstmal alles (wieder) weg. Das muss sollte man sich klar machen.
Und jetzt bist Du gefragt!
Konntest Du meiner Argumentation folgen? Ist das Deiner Meinung nach tatsächliche das größte Risiko oder ist für Dich der Gedanke an eine frühe aber harte Insolvenz schlimmer?
Ich freue mich über Feedback alle sachdienlichen Hinweise sehr.
Beste Grüße, Johannes
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Hallo Johannes,
in eine Selbständigkeit zu gehen ist eine große Herausforderung. Vorteil sind selbstbestimmte Arbeit und etwas machen zu können woran man Spaß hat. Die Arbeit aufzugeben riskant und gefährlich. Vor allem was heute hipp ist kann morgen schon Vergangenheit sein. Beispiel Versicherungen: früher konnte man ohne Probleme Lebensversicherungen verkaufen. Heute aufgrund der Zinslage hat man keine Chance mehr. Die Bäckereien machen zu, weil die Aufbackbrötchen besser geworden sind und wesentlich günstiger. Dafür lohnt es sich nicht Personal einzustellen, welches kaum noch vorhanden ist wegen Fachkräftemangel. Die Großen fressen die Kleinen. Nebenbei sich etwas aufzubauen ist besser und vor allem kalkulierbar. Es dauert dafür länger aber ich hoffe mir damit etwas aufzubauen um mir davon etwas zurückzulegen für später. Die Einheitsrente scheint Realität zu werden. Ich mag meine Tätigkeit aber es füllt mich nicht aus. Im öffentlichen Dienst ist es nicht möglich sich zu verwirklichen und höhere Positionen nur mit einen weiteren Lehrgang und viel Beziehungen erreichbar. Das nervt mich und daher werde ich weiter hart an mir arbeiten. In diesem Sinne.
LG
Michael
Hey Michael,
sehr gut geschrieben, ich kann mich das sehr gut reinfühlen, ich habe sehr ähnliche Erfahrungen gemacht.
Beste Grüße und viel Kraft und Erfolg
Johannes